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Terminal 3: Gutachten-Überprüfung schafft neue Situation

Wiesbaden, 4. März 2015 – Der VCD Hessen sieht nach der Überprüfung der Fraport-Prognosen durch Verkehrsminister Tarek Al-Wazir eine neue Situation. Mit der Kombination des Ausbaus im Bestand von 'A Plus Nord und Flugsteig C Neu' liege für den Frankfurter Flughafen nun eine durchgerechnete, vernünftige Alternative auf dem Tisch, die nur ein Drittel der fast 3 Milliarden Euro für ein Terminal 3 kostet.

Weiterer Vorteil: Mittelfristig müssten diese Areale sowieso modernisiert werden. Klarer Gewinner bei der Alternativlösung sei die Lufthansa: Sie würde sowohl von kürzeren Wegen und Zeitersparnis, als auch indirekt von den geringeren Kosten profitieren. Der erhöhte Passagierkomfort eines Ausbaus im Bestand könne mit einem 2 Kilometer entfernten Außenposten namens Terminal 3 nicht erreicht werden.

Die Überprüfung des Fraport-Gutachtens durch die Landesregierung hat aus Sicht des VCD Hessen vier gravierende Mängel deutlich gemacht:

  • Nicht aus der Vergangenheit gelernt: Die bisherigen Fraport-Prognosen für den Zeitraum von 2004 bis 2014 lagen völlig daneben. Die Passagierzahl ist lediglich um 17 Prozent gewachsen statt der prognostizierten mehr als 40 Prozent. Die Zahl der Flugbewegungen ist im selben Zeitraum entgegen der Prognose sogar gesunken – trotz neuer Nordwest-Bahn.
  • Fehlende Szenarien: Luftverkehrsprognosen sind in hohem Maße abhängig von externen Faktoren, wie z.B. dem Bruttoinlandsprodukt. Diese sind von großer Unsicherheit geprägt. Eine seriöse Prognose hätte deshalb mit mehreren Szenarien gearbeitet: Best Case, Worst Case und Normalfall. Die Fraport-Prognose enthält jedoch nur ein einziges Szenario: den absoluten Best Case.

  • Fehlende Kalibrierung der Formel: Es ist üblich, dass Prognose-Formeln testweise auf die Vergangenheit angewendet werden, um ihre Aussagekraft zu überprüfen. Dieses Verfahren ist heute wissenschaftlicher Standard, wurde in der Prognose von Fraport aber nicht dargelegt.

  • Kosten für Transport-System vergessen: Bei der Gegenüberstellung der Alternativen hat Fraport die Kosten für das nötige Passagier-Transport-System („Skyline“) nicht eingerechnet. Dieses wäre jedoch ein Muss, um das weitab im Süden gelegene Terminal 3 an die bestehenden Terminals anzubinden.

Einen weiteren Mangel der Fraport-Prognose hat der VCD Hessen in seiner eigenen Analyse aufgedeckt: Durch neue Luftfahrt-Technologie werde die Bedeutung Frankfurts als Drehkreuz zurückgehen. „Fraport argumentiert stets mit der Abfertigung von Großflugzeugen –  dabei läuft deren Zeit ab. Der Weltmarkt bevorzugt längst kleine, sparsame Modelle aus Verbundwerkstoff. Diese können nahezu alle Ballungsräume der Welt nonstop verbinden, ohne Zubringerflüge und Umsteigen auf einem Hub“, so Werner Geiß, Flugverkehrs-Experte beim VCD Hessen.

Die Fraport-Prognose stehe angesichts der aufgedeckten Mängel auf wackligsten Füßen, so der VCD Hessen. Fraport habe jetzt die Wahl, mit dem Ausbau im Bestand kaufmännische Vernunft zu zeigen oder ein riskantes Terminal 3-Roulette zu spielen.

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