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VCD zu Terminal 3: Fraport begibt sich in gefährliche Turbulenzen

22. Januar 2015 - Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) rät Fraport, schon aus eigenem Interesse die Finger vom Bau eines Terminal 3 zu lassen. Die aktuelle weltweite Marktentwicklung im Flugzeugbau mache mittelfristig die Drehkreuzfunktion und damit auch ein zusätzliches Terminal überflüssig. Es käme nun auf die Vernunft des Managements und der Aufsichtsräte von Fraport und Lufthansa an, Hessen vor einer weiteren milliardenteuren Fehlinvestition zu bewahren.

Werner Geiß, Landesvorstand und Flugverkehrsexperte beim VCD Hessen, analysiert: „Die Zeit der schweren Riesenflugzeuge läuft ab. Airbus erwägt, die Produktion des A380 – bislang größtes Verkehrsflugzeug – mangels Nachfrage einzustellen. Der Weltmarkt bevorzugt längst kleine, sparsame Modelle aus Verbundwerkstoff, die nahezu alle Ballungsräume der Welt nonstop verbinden können, ohne Zubringerflüge und Umsteigen auf einem Luftfahrtdrehkreuz.“ Für diese vergleichsweise klimaschonenden und deutlich leiseren Flugzeuge lägen bereits rund 2000 Bestellungen vor. Und selbst ungeachtet dieser Marktentwicklung seien die meisten Zubringerflüge leicht durch das Angebot schneller Züge zu ersetzen. Dies ist auch das Ergebnis einer aktuellen BUND-Studie.

Es gebe nur zwei Möglichkeiten, was nach dem Bau des Terminals passieren könne: „Entweder Fraport bleibt auf der milliardenteuren Investition für das überflüssige Terminal sitzen. Oder Fraport ist zum Anlocken von Billigfliegern und Gebühren-Dumping gezwungen, um künstlich die Passagierzahlen nach oben zu treiben.“ Beides sei weder für das Unternehmen selbst, noch für Hessen wünschenswert.

„Fraport begibt sich hier ohne Not in Höhen, in denen mit heftigen Turbulenzen zu rechnen ist“, so Geiß. Auch der viel beschworene Passagier-Komfort werde sich nicht bessern, wenn Fraport gezwungen sei, nur noch auf Quantität statt Qualität abzuzielen. Falls das riskante Manöver schief gehe, müssten letzten Endes die Anteilseigner Hessen und Frankfurt einspringen – also der Steuerzahler. Was passiere, wenn ein Flughafen am Bedarf vorbei geplant wird, zeige sich derzeit am unbenutzten Flughafen Kassel-Calden, der schon jetzt 300 Millionen Euro Steuergelder verschlungen hat.

Die jüngste Marktentwicklung hin zu mehr Direktflügen sei 2007, als Gutachter und Gerichte die Drehkreuzfunktion als 'im öffentlichen Interesse nötig' beurteilten, noch nicht absehbar gewesen. Der Planfeststellungsbeschluss basierte deshalb auf überholten Annahmen. Diese seien inzwischen längst widerlegt, ebenso wie das Versprechen von 100.000 neuen Arbeitsplätzen. „Die Prognosen stammen aus einem Jahr, als dem damaligen Handy-Weltmarktführer Nokia eine goldene Zukunft vorausgesagt wurde. Heute ist die Firma vom Markt verschwunden. Das zeigt ungefähr, wie viel Prognosen von 2007 im Technologiebereich heute wert sind.“ Fraport müsse anerkennen, dass der Markt sich weiterentwickelt und die Drehkreuzfunktion – und damit auch ein weiteres Terminal – wirtschaftlich überflüssig gemacht habe.

Fraport habe zwar Baurecht. „Aber Baurecht ist keine Baupflicht“, erklärt der VCD. Nur weil jemand ein Recht auf etwas habe, müsse er es nicht um jeden Preis in Anspruch nehmen. „Volkswirtschaftliche und ökologische Gründe sprechen schon lange gegen den Bau, jetzt kommen sogar noch betriebswirtschaftliche hinzu. Fraport ist gut beraten, diese ernst zu nehmen“, warnt Geiß.

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