Hessen

Sonderprogramm für Buswartehallen

VCD fordert Sonderprogramm für Buswartehallen

August 2011

„Stadt lässt Buskunden im Regen stehen“

An mehr als 60 Prozent aller Gießener Bushaltestellen müssen die Fahrgäste im Regen warten. Dies ergab eine Studie des Verkehrsclub Deutschland (VCD), der in den vergangenen Monaten 299 Bushaltestellen im Stadtgebiet untersuchte.

Nicht nur in diesem verregneten Sommer haben den VCD Klagen erreicht, in denen sich Fahrgäste über fehlende Bushaltestellen im Stadtgebiet beschwerten. Während im Umland selbst an wenig genutzten Haltestellen häufig eine Wartehalle steht, fehlen diese in Gießen auch an zentralen Haltestellen. Das VCD-Vorstandsmitglied Gerhard Born nennt beispielsweise die Haltestellen Liebigstraße, Friedrichstraße oder Klinikstraße stadtauswärts, wo trotz Umbau der Frankfurter Straße vor einigen Jahren keine Wartehallen aufgestellt wurden. Dabei steigen an den Haltestellen Liebigstraße und Friedrichstraße jeweils rund 1.200 Fahrgäste pro Tag in die Busse des Stadt- und Regionalverkehrs.

In einem Brief an den Magistrat hat der VCD daher auf die unbefriedigende Situation hingewiesen und deutlich gemacht, dass das Problem der fehlenden Haltestellen flächendeckend alle Buslinien betrifft. Am schlimmsten sei die Situation auf den Linien 10 und 11, wo an nicht einmal einem Drittel der Haltestellen eine Wartehalle vorhanden sei. Dieses Problem wurde auch im Verkehrs- und Stellplatzgutachten der Gießener Hochschulen aus dem vergangenen Jahr erkannt. In diesem wird die „einheitliche Ausstattung der Haltestellen im Bereich der Hochschulen“ gefordert und unter anderem der „nicht vorhandene Witterungsschutz“ an vielen Haltestellen als wesentliches Problem benannt. Rund um den Campus Naturwissenschaften gibt es beispielsweise keine einzige Haltestelle mit Regenschutz.

„Wenn man sich die Verkehrsprobleme im Südviertel anschaut und sich gleichzeitig vor Augen führt, dass dort die Haltestellen besonders schlecht ausgestattet sind, kann man schon vermuten, dass es hier einen Zusammenhang gibt“, so VCD-Vorstandsmitglied Patrik Jacob. „Wenn man möchte, dass Studierende, Mitarbeiter und Besucher der Kliniken mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen, sind attraktive Haltestellen unverzichtbar, die bei jedem Wetter genutzt werden können.“

Der VCD Gießen fordert daher vom Magistrat die Auflage eines Sonderbauprogramms für den Bau von Buswartehallen, damit sich die Situation schnell verbessert. Der bisherige Magistrat sah jedoch offensichtlich keinen dringenden Handlungsbedarf, wie Noch-Stadtrat Rausch kurz vor Ende seiner Amtszeit in einem Brief an den VCD mitgeteilt hat. Weitere Wartehallen würden wie bisher vor allem im Zuge von ohnehin stattfindenden Straßenumbauten errichtet. „Als VCD können wir uns mit dieser Antwort nicht zufrieden geben. Es geht hier nicht um Defizite bei einzelnen Haltestellen, sondern es gibt ein grundsätzliches Problem, weil sich hier in den letzten 10 Jahren so gut wie nichts getan hat. Eine Universitätsstadt mit einer derart starken ÖPNV-Nutzung kann sich so etwas einfach nicht leisten“, so Patrik Jacob. Dabei käme ein Sonderbauprogramm für die Stadt gar nicht so teuer, weil das Land den Bau von Wartehallen mit rund 70 Prozent der Kosten bezuschusst, wenn ein Sammelantrag für mehrere Haltestellen gestellt würde. Daher bleibt der ökologische Verkehrsclub bei seiner Forderung für ein Sonderprogramm, damit sich die Situation an wichtigen Haltestellen schnell verbessert. Der VCD zeigt sich in diesem Punkt zuversichtlich: Im Koalitionsvertrag von SPD und Grünen werden ein Programm „barrierefreie Bushaltestelle“ und mehr überdachte Haltestellen gefordert. „Wir hoffen, dass die Bürgermeisterin hier Flagge zeigt, wenn sie Verantwortung für das Vekehrsdezernat übernommen hat“, so Gerhard Born.

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