Hessen

Gießen

VCD-Kreisverband kritisiert Windschutzscheibenperspektive des Herrn Greilich

Der Kreisverband Gießen des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) widerspricht den Äußerungen von Herrn Wolfgang Greilich (MdL, FDP), dass die Schaffung einer ebenerdigen Querung an der Ostanlage nahezu von der gesamten Bevölkerung abgelehnt werde. Offensichtlich beurteilt Greilich die Situation nur aus der Windschutzscheibenperspektive des Autofahrers.

Bei der Jahreshauptversammlung des VCD-Kreisverbandes habe man bereits mit großem Unverständnis auf den Verlauf der Debatte um die ebenerdige Querung der Ostanlage Stellung genommen. Einstimmig wurde begrüßt, dass der Magistrat der Stadt Gießen nun endlich die Planungsfehler der autogerechten Stadt von vor über 40 Jahren beseitigt und eine barrierefreie Querung einrichten wird. Die VCD-Mitglieder stellten Ende April fest, dass es unter dem Gesichtspunkt der Menschenwürde nicht nachvollziehbar sei, dass Fußgänger einschließlich Kindern in Kinderwagen und Menschen in Rollstühlen weiterhin unter die Erde geschickt werden sollen.

Verwunderlich sei, so Gerhard Born für den VCD-Vorstand, dass sich Greilich damit brüstet, er habe es erfolgreich verhindert, dass für diese Baumaßnahme Finanzmittel aus Wiesbaden zur Verfügung gestellt werden. Offensichtlich ersetzt hier ein Schreiben oder auch Zuruf von Parteifreund zu Parteifreund eine inhaltliche Prüfung der zuständigen Behörde. Man gewinnt den Eindruck, dass ideologische und parteipolitische Gründe das behördliche Handeln bestimmt haben. Aus fachlicher Sicht entspricht die bestehende Unterführung nicht den DIN-Normen und weiteren Richtlinien und ist damit nicht barrierefrei. Ein Umbau müsste deshalb nach dem Behindertengleichstellungsgesetz sogar ausdrücklich angestrebt werden.

Aus dem Blickwinkel des Autofahrers lässt Greilich außen vor, dass neben der sozialen Sicherheit und im Sinne der Gleichwertigkeit aller Verkehrsteilnehmer und im Besonderen derer, die ein Handicap haben, durch die ebenerdige Querung ein Nutzen erreicht wird. Nur dies hat die Fachbehörde von Hessen Mobil in Darmstadt zu bewerten. So ist und bleibt es diskriminierend, wenn Behinderte zusätzlich fast 300 Meter Umweg gehen sollen und das bei einer Gesamtdistanz vom Brandplatz zur Ringallee von 450 Metern

Wollte Greilich "autogerecht" die Unterführung in der Ostanlage nach Richtlinien für Behinderte umbauen, so wären zwei Aufzüge notwendig, für die Kosten von je ca. € 150.000,- anfallen würden. Hinzu kämen absehbar auch wieder Sanierungskosten. Zudem sind im Freien stehende Aufzüge sehr reparatur- und pflegeaufwändig. Somit würde die gleiche Reparatur- und Sanierungskosten-Spirale entstehen wie an der Fußgängerbrücke Selterstor. Auch dort steht der immer wiederkehrende Sanierungsaufwand in keinem Verhältnis zum Nutzen.

Vor Kurzem engagierte sich Wolfgang Greilich noch in seinem Wohnbezirk Kleinlinden für Fußgänger und vor allem Schulkinder, die wegen der schmalen Gehwege der Wetzlarer Straße vom schnell fahrenden Autoverkehr gefährdet sind. Schade, so Patrik Jacob vom VCD-Vorstand, dass er sich hier, wo ein Ermessen möglich war, nicht beim Ministerium für die Beibelassung von Tempo 30 durchsetzte.

zurück