Hessen

Wetterau & Vogelsberg
Wetterau & Vogelsberg

Stellungnahme des VCD Kreisverband Wetterau/Vogelsberg zum Bebauungsplan Bad Salzhausen Ost BS 3.4 „Die Kurstrasse“

Die Stadt Nidda plant in dem Niddaerer Ortsteil zwei Baugebiete entwickeln zu lassen, zum einen im Westen und zum andern im Osten des Ortes. In der Summe wird dies zu einer Verdoppelung der Einwohnerzahl des Stadtteil Bad Salzhausen führen.

Die Stellungnahme des VCD betrachtet die Verkehrssituation, die sich durch die Realisierung der Bauvorhaben ergibt.

Die Stadt Nidda plant  in dem Niddaerer Ortsteil zwei Baugebiete entwickeln zu lassen, zum einen im Westen und zum andern im Osten des Ortes. In der Summe wird dies zu einer Verdoppelung der Einwohnerzahl des Stadtteil Bad Salzhausen führen.

Die Stellungnahme des VCD betrachtet die Verkehrssituation, die sich durch die Realisierung der Bauvorhaben ergibt.

Solche Bauvorhaben, wie sie in Bad Salzhausen geplant sind, sind für Kommunen eine einmalige Chance ein intelligentes und zukunftsfähiges Mobilitätskonzept zu entwickeln. Ein autozentriertes Konzept mit Autostellplätzen direkt vor der Haustür und einem Blick auf der Leistungsfähigkeit der Strassen aufgrund des zunehmenden Auto-/ Individualverkehrs ist ein Konzept das überhaupt nicht mehr in die Zeit passt.

Die Stadt Nidda schreibt auf ihrer Homepage: Sicher ist eines: Nicht ein Verkehrsmittel, sondern ein multifunktionaler Mix aus den oben genannten Fortbewegungsmitteln wird die künftige Mobilität nachhaltig gestalten. Zusammen mit schadstoffarmen und umweltfreundlichen Antrieben sowie einer angepassten Infrastruktur könnten wir der Lösung sehr nahekommen. Das Ziel können wir jedoch nur in Verbindung mit weiteren Maßnahmen in Gesellschaft und Politik erreichen. Dafür muss jeder mitmachen und bereit sein, sich auf das notwendige zu beschränken.

Diesen Worten sollte die Stadt Taten folgen lassen, hier in Bad Salzhausen bietet sich die einmalige Chance.

Der VCD ist der Meinung das eine Verkehrsuntersuchung unter dem Gesichtspunkt „das örtliche Verkehrsnetz auf seine Kapazitätsreserven hin zu überprüfen und zu ermitteln, ob die Neuverkehrsfahrten durch das umliegende Straßennetz aufgenommen und in ausreichender Weise abgewickelt werden können“ ist zu wenig. Lärm- und Co² Emissionen durch den Verkehr, Fragen nach der Flächengerechtigkeit im öffentlichen Raum, Nutzung der Digitalisierung als Chance für Sharing Angebote, Angebote für Mobilitätseingeschränkte Personen, Attraktive und sichere Angebote für den Radverkehr dies sind nur einige Aspekte, für die es Lösungen geben muss, bei einer Quartiersentwicklung dieser Größenordnung.

Die Kommunalen Entscheidungsträger sind die wesentlichen Weichensteller für eine nachhaltige Mobilität. Mit einer ausbalancierten Mischung eines steuernden Mobilitätsmanagement und regulativer Massnahmen lässt sich die Entwicklung, wie sie in Bad Salzhausen geplant ist, zu einem Modernen und nachhaltigen Projekt gestalten.

Geplant sind 102 Wohneinheiten in Reihenhäuser, Einfamilienhäuser, Mehrfamilienhäuser und Apartmentwohnungen. Dazu kommt eine Kindertagesstätte, ein Wohnheim sowie ca. 900m² Bürofläche.

Motorisierter Individualverkehr

Die Stellplatzsatzung der Stadt Nidda sieht für Einfamilienhäuser 2 Stellplätze je Wohnung vor, bei Mehrfamilienhäuser 1,5 je Wohnung.

Das Verkehrsgutachten spricht aber generell von 1,5 Stellplätzen je Wohnung. Das entspricht nicht der Stellplatzordnung. 

In dem Verkehrsgutachten wird von 2 MIV-Fahrten je Einwohner gesprochen. Selbst wenn bei 275 Einwohnern, nicht jeder ein Auto besitzt, sondern nur 60%, dann kommen wir auf 165 benötigte Stellplätze, 117 sind vorgesehen. Das bedeutet das rund 50 Fahrzeuge im öffentlichen Raum abgestellt werden. Das ist ungefähr so, als wenn ich aufgrund eines nicht vorhandenen Kellers, meine „Sachen“ auf dem Gehweg abstellen würde.

Die Annahme im Verkehrsgutachten von 2 Fahrten je Einwohner und Tag (550 Fahrten in der Summe Seite 8)ist sehr optimistisch. Einfamilienhäuser und Reihenhäuser werden von Familien bewohnt, wo einiges an Fahrten im Freizeitverkehr hinzu kommt. Dies ist z.B. ersichtlich durch die Annahme, das  bei einem Kindergarten 3,5-4,0 Fahrten je Kind entstehen (3.2 Fahrten durch Kita).

Bei 275 Einwohner und 2 Fahrten pro Tag und Einwohner, ist der Besucherverkehr nicht berücksichtigt.

In dem Verkehrsgutachten wird davon ausgegangen, das 75% des Verkehrs (das sind von den angenommenen 900 Fahrten 675) von der Roland-Krug-Strasse in Richtung B475 fliesst. Und die restlichen 225 durch Bad Salzhausen.

Wie will die Sadt Nidda es gewährleisten, das dieser Annahmefall auch so eintritt und nicht plötzlich 500 Fahrten durch Bad Salzhausen fliessen?

Wie will die Stadt Nidda es gewährleisten, das bei einer erheblichen Zunahme des Verkehrs durch Bad Salzhausen, die Geschwindigkeitsbegrenzung auf 7km/h eingehalten wird?

In dem Verkehrsgutachten wird für die Kita von 3,5-4 Fahrten pro Kind ausgegangen, welche  Massnahmen sind hier vorgesehen, dass es hier nicht zu personengefährdende Situationen kommen kann (Stichwort Elterntaxi)?

Radverkehr

Über die Roland-Krug-Strasse verläuft ein Teilstück des Fernradweges R4, ohne gesonderte Verkehrsfläche. Von Nidda kommend, sind Radfahrer die dem Radweg folgen, an der Einmündung Kurstrasse, Linksabbieger. Dies führt zu einer gefährdenden Situation mit den 675 rechtsabbiegenden Autos. Ebenso führt das Befahren in umgekehrter Richtung, also von Bad Salzhausen in Richtung Nidda, an der Kreuzung Kurstrasse, Roland-Krug-Strasse zu einer ebenso gefährlichen Verkehrssituation.

Die Forderung des VCD ist, auch mit Hinblick auf einer geplanten Aufwertung des R4 im weiteren Verlauf der Roland-Krug-Strasse, die Roland-Krug-Strasse mit einem Radfahrstreifen auf der östlichen Seite zu versehen. Im Bereich der Einmündung Kurstrasse wird dieser durch eine Radfahrerfurt weitergeführt.

 In der Stellplatzsatzung der Stadt Nidda, sind Fahrradstellplätz ebenso wie Autostellplätz vorgesehen. Leider ist die Ausführung derselbigen nicht näher definiert. Reicht der Hinweis auf Kelller, oder Garage aus, oder muss auf dem Grundstück ein klar erkennbarer Raum errichtet werden? Hier besteht Handlungsbedarf die Stellplatzsatzung genauer zu definieren.

So sind ebenerdige Fahrradräume im Bereich der Mehrfamilienhäuser bzw. Apartmenthauses, und gemeinsame Fahrradgaragen im Bereich der Einfamilienhäuser, eine zeitgemäße Lösung.

Sharing Angebote

Das Thema Sharing, ob Bike oder Car, taucht in dem Bebauungsplan nicht auf. Hier klafft doch eine große Lücke zwischen dem Anspruch den sich die Stadt Nidda setzt „ Sicher ist eines: Nicht ein Verkehrsmittel, sondern ein multifunktionaler Mix aus den oben genannten Fortbewegungsmitteln wird die künftige Mobilität nachhaltig gestalten…“ und der Realität bei neuen Baugebieten. Auch hier sehen wir dringenden Handlungsbedarf.

Mit der Entwicklung dieses Baugebietes bietet sich der Stadt Nidda die einmalige Chance, sich von der autozentrieten Planung mithilfe einer einseitigen Stellplatzsatzung zu lösen und sich einer  modernen, zeitgemäßen, flexiblen Mobilitätsatzung, gleichberechtigt für alle Verkehrsmittel, zuzuwenden.

Wir würden uns freuen, wenn die Stadt Nidda nicht nur wohlformulierte, aber unverbindliche Ziele  formulieren würde, sondern diese Ziele auch in praktische Handlungen umsetzen würde.

 

zurück