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Unfall in Bersrod stützt jahrzehntelange VCD-Forderung nach Tempo 30 innerorts - Bundespolitik ist gefordert

Tempo 30 als innerörtliche Regelgeschwindigkeit? Das ist eine der klassischen VCD-Forderungen, so Dietmar Jürgens, Vorstandsmitglied des Kreisverband Gießen des Verkehrsclubs Deutschland (VCD).

Der Unfall an einer Bushaltestelle in Reiskirchen-Bersrod, zeigt warum. Dürfte bis zum Ortseingangsschild nur noch mit maximal 30 km/h gefahren werden, wäre der Unfall, bei dem ein Kind schwer verletzt wurde und der noch deutlich schlimmer hätte ausgehen können, so - wenn nicht ein individueller Fehler des Autofahrers vorliegt - vermutlich nicht möglich gewesen. 

Richtig ist: es gibt keine absolute Sicherheit, doch sinken die Wahrscheinlichkeit derartiger Unfälle wie auch die Schwere möglicher Unfallfolgen bei niedrigerem Tempo der Kfz deutlich. Auch Warnschilder vor querenden Kindern an Bushaltestellen könnten hilfreich sein und sollten gesetzlich zugelassen werden, wenn schon der Bedarf für eine Querungshilfe (Zebrastreifen) nicht anerkannt wird. Insgesamt, so der VCD, sollten die Kommunen einen deutlich größeren Entscheidungsspielraum haben. "Mobilität für Menschen", so das Motto des VCD, bedeute auch, dass das Leben und die Nahmobilität im Ortsbereich (zu Fuß und mit dem Fahrrad) ein deutlich höheres Gewicht gegenüber dem Durchgangsverkehr erhalten muss. Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit innerorts würde zudem den Beschilderungsaufwand in den Kommunen deutlich reduzieren, weil in den Nebenstraßen in der Regel ohnehin Tempo 30 gilt. Auf den Hauptstraßen könnten die Kommunen dann frei entscheiden, wo sie hiervon abweichen und Tempo 50 beschildern. 

„Es ist absolut lobenswert, dass sich die örtlichen Politiker zusammen mit den Betroffenen so umfassend und ernsthaft um Verbesserungen bemühen und sich auch für Tempo 30 einsetzen“, so der VCD. Allein: Wer sich seit Jahrzehnten mit Verkehrspolitik befasse, wisse, dass hier besonders "dicke Bretter zu bohren" sind. In der Tat lassen die gesetzlichen Regelungen im Falle Bersrods derzeit kaum Spielraum für eine Lösung, die der Sicherheit von Kindern Vorrang gegenüber dem Autoverkehr einräumen würden. Wenn der Einsatz der örtlichen Gremien, der Bürgerschaft und der um ihre Kinder besorgten Eltern Erfolg haben soll, müssen Forderungen mit Nachdruck an die entsprechenden politischen Ebenen adressiert werden. Bürgermeister Tobias Breidenbach (CDU) und Ortsvorsteher Eric Gerhard (SPD) gehören den Parteien an, die voraussichtlich die künftige Bundesregierung stellen werden und Verbesserungen in der Hand haben, und der Verkehrsminister des Landes Hessen stammt gar aus Gießen. 

Der VCD begrüßt ausdrücklich, dass sich Reiskirchen mit 11 weiteren Kommunen im Landkreis Gießen der Initiative „Lebenswerte Städte durch angemessene Geschwindigkeit“ angeschlossen haben. Sie fordert schon seit 2021, dass die Kommunen innerorts leichter Tempo 30 einrichten können. Noch sperren sich das Bundesverkehrsministerium und einige Bundesländer, doch punktuelle Verbesserungen zeigen, dass die Kommunen durchaus an Einfluss gewinnen: So konnten sie zumindest für Hauptschulwege, Spielplätze und Fußgängerüberwege erreichen, dass Tempo 30 dort leichter umzusetzen ist. Der VCD empfiehlt der Kommunalpolitik die direkte Ansprache auch der heimischen Bundestagsabgeordneten und eine weitere Vernetzung mit anderen Kommunen, denn es gibt überall ähnlich gelagerte Probleme.

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