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Der Fahrgastbeirat von Stadt und Landkreis Gießen hat sich in seiner jüngsten Sitzung dafür ausgesprochen, das Bauprojekt am Bahnhof Linden so zu ändern, dass der viergleisige Ausbau der Main-Weser-Bahn möglich bleibt.
Gut besucht war die Sitzung des Fahrgastbeirats für die Stadt und den Landkreis Gießen am vergangenen Montag. Für sein Schwerpunktthema „Behinderung des viergleisigen Ausbaus der Main-Weser-Bahn durch die von der Stadt Linden geplante Wohnbebauung nahe an der Bahntrasse?“ hatte das Gremium den Bürgermeister der Stadt Linden, Fabian Wedemann, den Regionalvorsitzenden des Fahrgastverbandes Pro Bahn & Bus, Jürgen Lerch, sowie Stefan Uhlenkotte, Regionaler Schienencoach beim RP Gießen, eingeladen.
Wedemann schilderte die Entstehungsgeschichte des Projekts noch aus der Amtszeit seines Vorgängers und den heutigen Sachstand: Das Projekt liege seitens des Investors aus konjunkturellen Gründen derzeit „auf Eis“.
Lerch stellte dar, wie das Wohnungsbauprojekt – vier miteinander verbundene Blöcke mit einer Gesamtlänge von ca. 300 m Länge parallel zur Bahntrasse - den vierspurigen Ausbau der Main-Weser-Bahn nicht nur behindern sondern gar unmöglich machen würde. Damit widerspreche es dem geltenden Regionalplan Mittelhessen 2010, wie auch dem Entwurf des neuen Regionalplans. Anhand von Querschnittsprofilen und Berechnungen ließ sich das leicht nachvollziehen: der vorgeschriebene Mindestabstand zwischen Gebäuden und Bahntrasse wird nicht gewahrt, notwendige Oberleitungsmaste und Lichtraumprofile der Bahn ragen auf Privatgrund, Platz für Schallschutzwände fehlt und nicht einmal Bahnsteige sind in der Planung berücksichtigt.
Stefan Uhlenkotte verteidigte die vom RP erteilte Genehmigung zur Änderung des Flächennutzungsplans: So sei die vom RP durchzuführende Prüfung weniger konkret und lasse noch Spielraum für die bauliche Umsetzung im Detail. Das schien den Anwesenden nicht plausibel, da ja auf Basis der Genehmigung nun sehr konkretes „Baurecht“ geschaffen wurde. Auch dem Argument, dass durch die Wohngebäude die Baugrenze nicht näher an die Bahntrasse heranrücken würde als durch das vorhandene Bahnhofsgebäude, wurde von den „Bahnexperten“ widersprochen, da es für das Bahnhofsgebäude einfache Lösungsmöglichkeiten gebe (z.B. Versetzen des Gebäudes oder Errichtung eines neuen Bahnsteigs nicht neben sondern nördlich des Gebäudes). Der ca. 300 m lange Wohnungskomplex werde hingegen zu einem echten dauerhaften Hindernis.
Der Fahrgastbeirat beschloss dann auch einstimmig, die Stadt Linden aufzufordern, in Gespräche mit dem Investor einzutreten. Ziel: eine für den viergleisigen Ausbau der Main-Weser-Bahn tatsächlich „ausreichende“ Verschiebung der geplanten Bebauung nach Westen und entsprechende Änderung des Bebauungsplans "Am Bahnhof".
Dietmar Jürgens, Vorstandsmitglied des VCD-Kreisverbandes Gießen, kommentiert: „Die Verkehrsverbände VCD und Pro Bahn & Bus sind – wie auch zuvor schon PRO BAHN - seit langem an dem Thema dran. Die Problematik wurde bisher von allen Parteien und auf allen Verwaltungsebenen bis hin zum hessischen Verkehrsministerium ignoriert. Es ist erfreulich, hiermit nun wenigstens im Fahrgastbeirat durchgedrungen zu sein, auch wenn dieser nur beratende Funktion hat. Lobenswert ist auch die Bereitschaft von Bürgermeister Wedemann, sich der Problematik noch einmal anzunehmen.“