Landesverband Hessen,
Flugverkehr,
Kolumne
Landesverband Hessen
Verzweifelt versucht die Luftfahrtlobby, hier vertreten durch den mehrheitlich staatlichen Flughafenbetreiber Fraport, nach Corona die Renaissance eines vorsintflutlichen Geschäftsmodells.
Noch immer beharrt Fraport auf einer unverzichtbaren Funktion des Flughafens als „Drehkreuz“. Wer – weltweit – genauer hinschaut, erkennt, dass aktuelle Langstreckenjets deutlich kleiner – und spezifisch auch sparsamer – sind als die einstigen vierstrahligen Riesen wie der „Jumbo“ Boeing 747 und Airbus 380. Die neuen Modelle aus Verbundwerkstoff sind gezielt für den interkontinentalen Punkt-zu-Punkt-Verkehr konstruiert, bedürfen also keiner Drehkreuze und Zubringerflüge.
Wohl dröhnen noch diverse Riesenjets als Frachter gen Frankfurt, jedoch dürfte im Lichte der aktuellen Klimaziele der Lufttransport insbesondere von Konsumgütern lange vor dem Passagierverkehr beendet werden. „Frisch eingeflogene“ Ware gilt nicht mehr als schick. Drum muss der Frankfurter Flughafen nicht weiter größter Frachtflughafen und der größte Fischereihafen der Republik bleiben.
Galten vor Corona interkontinentale Dienstreisen ebenso wie der Pauschaltourismus als unverzichtbare Statussymbole, haben sich während Corona und aufgrund des Klimawandels nun die Gewohnheiten und Werte verschoben. In den Unternehmen haben sich längst die Videokonferenzen etabliert, und es bedarf schon sehr stichhaltiger Argumente für die Dienstreise.
Waren vor Corona der Erholungswert und das Image des Strandurlaubes eindeutig von den zurückgelegten Flugstunden abhängig, dreht sich nun der Trend. Heimische Strände sind – gerade im Hinblick auf die Klimadebatte - eher angesagt. Insofern fühlen sich heimkehrende Malediven-Urlauber nicht mehr trendy, sondern blamiert, weil nachweislich bildungsfern.
Im Jahre 1947 beherrschte die Dampflok den Schienenverkehr. Zur gleichen Zeit startete erstmals das Vorbild der heute eingesetzten Verkehrsflugzeuge: der Bomber Boeing „Stratojet“. Dampflokomotiven sind seit Jahrzehnten Geschichte. Dank steuerfreiem Kerosin und hoch subventionierter Luftfahrtindustrie (den nun stillgelegten Riesen-Airbus A380 haben wir mit über vier Mrd. Euro Steuergeld finanziert!) hat eine so altbackene, extrem klimaschädliche Technologie samt gigantischer Infrastruktur wie dem hiesigen Flughafen viel zu lange überlebt.
Höchste Zeit für technischen Fortschritt, zeitgemäße Lebensstile, Konsum- und Mobilitätsgewohnheiten! Das sollten sowohl die Landesregierung als auch die Fraport-Chefetage bedenken, wenn es um die Zukunft dieses völlig überdimensionierten Flughafens geht.
Werner Geiß, VCD Hessen, 1. Juni 2021