Flugverkehr
Landesverband Hessen
Wozu das denn?
Deutsche Konsumenten lieben Strände. Je weiter weg, desto beliebter. Nicht nur in Zubringerflügen, gerade auch in allen Zügen von und nach Frankfurt drängen sich lautstarke Menschen aus ganz Deutschland mit riesigen, bunten Koffern, die eine Fernflugreise antreten oder von tropischen Stränden heimkehren. Euphorisch werden Reiseerlebnisse - vor allem per Smartphone - mitgeteilt. Man gibt sich leutselig. Nur auf selbst vorsichtige Fragen nach der Klimabilanz reagiert man gereizt, völlig verständnislos.
Stand der Technik:
Der Flugverkehr verursacht bis zu 9% des globalen Treibhauseffekts. Trotzdem wissen die allermeisten Fernflugtouristen nicht mal, in welchem Flugzeugtyp sie gereist sind. Wiewohl aus physikalischen Gründen klimaschädlichstes Verkehrsmittel, wurde der Flugzeug- und Triebwerksbau vom technischen Fortschritt weitestgehend verschont. Denn der Treibstoff Kerosin ist billig, steuerfrei. Wozu also in teure Forschung und Entwicklung investieren? Der Bomber B47 „Stratojet“, Erstflug 1947, bleibt weiterhin Vorbild für das „moderne“ Verkehrsflugzeug: genietetes Alublech, gepfeilte Flügel mit geringen Auftriebsflächen, Turbinen drunter aufgehängt. Etwas neuer das Konstruktionsprinzip der Turbine als Fantriebwerk, das erstmals 1960 die Boeing B720b abheben ließ.
Bewertung:
Da man den Konsumenten auch nach einer Verkehrswende den „ältesten Traum der Menschheit“ nicht verwehren kann, sollte man den Zustand und die Zukunftsfähigkeit der Luftfahrttechnologie mal untersuchen. Deshalb folgende Liste bisher verfügbarer Flugapparate. Es werden Schulnoten vergeben, schlechter als „4-„ gilt als durchgefallen. Die Werte beziehen sich auf die maximale Bestuhlung der Flugzeugtypen. Wenn die Airlines ihre Maschinen mit weniger Plätzen und mehr Komfort ausstatten, erfolgt logischerweise eine Abwertung. So der Boeing „Dreamliner“ des Billigfliegers „Norwegian“ mit 291 Plätzen noch akzeptabel sein mag, ist es das gleiche Modell der japanischen „ANA“ mit nur 187 Sitzen nicht. Generell erhalten Langstreckenjets schlechtere Noten, da die Last des mitgeführten Treibstoffs den Verbrauch erhöht. Umso günstiger wirkt sich hierbei eine Bauweise aus Verbundwerkstoff aus. Die immer noch üblichen Fantriebwerke haben ihren höchstmöglichen Entwicklungsstand heute erreicht (Optimierung des Nebenstromverhältnisses, auch durch Getriebe).
Lärm:
Im Wesentlichen decken sich bei den üblichen, von Turbofans getriebenen Modellen Lärm und Klimabelastung: je leiser, desto sparsamer, s. auch Lärmentgeltliste des Flughafenbetreibers Fraport. Sollten jedoch künftig sparsamere, aber laute offene Triebwerke verwendet werden, kehrt sich das Verhältnis um.
Potential:
Um das technische Potential aufzuzeigen, sind außer Konkurrenz museale, militärische und private Flugzeugtypen aufgeführt. Es zeigt sich, dass die uralten Kolbenmotoren (DC-3, Diesel: DA-40) effizienter sind als Turbinen, dass Nurflügel (B2) und große Spannweiten (Global Hawk) viel mehr Auftrieb bieten und Vortriebsleistung sparen.
Warum so schlechte Noten?
Bewusst richtet sich die Note nach dem Potential und nicht am Stand der Technik. Drei Merkmale entscheiden über die Effizienz eines Flugzeugs:
- Die Architektur der „Zelle“, also des Flugzeugs ohne Triebwerke. Je nach Verwendungsweck bestehen ganz unterschiedliche Auslegungen von Tragflächen, Leitwerk und Rumpf. Sehr kurze Flügel mit geringem Auftrieb, kombiniert mit starken Turbinen gewähren Kampfflugzeugen hohe Geschwindigkeit und Wendigkeit bei entsprechend hohem Treibstoffverbrauch. Hingegen gewährt ein Nurflügelflugzeug mit großer Spannweite höchsten Auftrieb. Auf ein Leitwerk wird verzichtet. Nutzlast und Antrieb befinden sich im „Flügel“. Zur Lärmminderung können Triebwerke auf dem Flügel montiert werden.
- Der Antrieb: Die Effizienz der heute üblichen Mantelstrom- oder Fantriebwerke richtet sich nach dem Verhältnis des umgebenden kalten Luftstroms („Bypass“) und des inneren Stroms für die „heiße“ Turbine, die den Fan antreibt. Je höher der Anteil des Mantelstroms, desto sparsamer und leiser. Jedoch ist derzeit das beste Verhältnis erreicht; nur offene Antriebe (open rotor, unducted fan, Turboprop) sind effizienter, sparsamer und klimafreundlicher, aber viel lauter, weil die lärmschützende Hülle entfällt.
- Der Werkstoff: nach fast 100 Jahren (erstmals Junkers F13) sollte endlich das genietete Duraluminiumblech abgelöst werden. Nach nahezu 50 Jahre Bewährung zunächst in Segelflugzeugen, später auch privaten Reiseflugzeugen werden endlich Langstreckenjets (B787, A350) aus Verbundwerkstoff hergestellt. Sie sind leichter, sparsamer, leiser. Ungeachtet dessen läuft die Massenproduktion „neuer“ alter Blechjets weiter (Airbus A320neo, Boeing 737MAX, neuerdings auch Airbus A330neo)
Flugzeugtyp max. Sitzplatzkapazität Note Bemerkung
Ultralangstrecke:
Boeing B747-8 650 5+
Airbus A380-800 800 5+
Boeing B777-200LR 401 5
Boeing B787-8 und -9 380 4- Verbundwerkstoff
AirbusA350 400 4- Verbundwerkstoff
Langstrecke
Airbus A330-200 250 5-
Airbus A340-600 400 6+
Boeing B747-400 550 6
Boeing B777-300ER 550 5+
Boeing B787-10 420 4 Verbundwerkstoff
Kurze Langstrecke
Airbus A330-300 330 5
Boeing 777-300 550 5+
Kurz-/Mittelstrecke
Airbus A319 150 6+
Airbus A320 190 5-
Airbus A321 220 5
Airbus A320neo 190 5+
Airbus A321neo 220 5+
Boeing B737-800 189 5-
Boeing B737-MAX-8 184 5+
Boeing B737-MAX-9 220 5+
Bombardier CS100 135 4- 50% aus Verbundwerkstoff
Bombardier CS300 160 4- 50% aus Verbundwerkstoff
Kurzstrecke
Bombardier CRJ1000 104 5+
Bombardier Dash8-Q400 86 4 Turboprop
ATR72-600 74 4 Turboprop
Embraer 195 124 5
Außer Konkurrenz
Douglas DC-3 30 4 Erstflug 1935, meist-gebautes Verkehrsflugzeug aller Zeiten, Antrieb 2 Kolbenmotoren
Diamond DA40TDI 4 2 Reiseflugzeug aus Verbundwerkstoff, Antrieb Kolbenmotor (Diesel)
Global Hawk - 2 große Aufklär.-Drohne,
36 h Flugdauer, nur 1 Turbofan, 25000 Km Reichweite!
Northrop B2 Spirit - 3 Stealth-Bomber, Nurflügel