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Geht mehr zu Fuß!

Auch wenn viele von uns das Spazierengehen während der Coronapandemie für sich wiederentdeckt haben, ist das Zufußgehen die noch immer am wenigsten beachtete Mobilitätsform. Vielen Menschen fallen erst ganz zuletzt die eigenen zwei Beine ein, wenn sie nach ihren Mobilitätsgewohnheiten befragt werden. Dabei ist Zufußgehen die Urform der individuellen Mobilität. Lange bevor wir Fahrrad oder Auto fahren lernen, benutzten wir die Füße, um zu krabbeln und zu laufen und so unsere Ziele eigenmächtig zu erreichen.

Heute gilt das Auto als Synonym für den Individualverkehr schlechthin und als Zeichen für Wohlstand und Sicherheit. Alleine im eigenen Pkw unterwegs zu sein, erscheint uns als bequem, schnell und selbstverständlich. Design und Infrastruktur haben seit der Nachkriegszeit des letzten Jahrhunderts alles dafür getan, die Wege ab der eigenen Haustüre mit dem Auto so angenehm wie möglich zu gestalten. Der nicht-motorisierte Individualverkehr, mit dem Rad oder den Füßen, blieb auf der Strecke. Dabei ist Laufen gesund, billig und häufig auch die schnellste Fortbewegungsart in einer Stadt.
Unsere Straßen sind allerdings vollgestopft mit fahrendem und „ruhendem“ Verkehr. Der Platzbedarf des Autos ist mit rund 48,54 Millionen gemeldeten Fahrzeuge in Deutschland (Stand 1.1.2022) auf dem höchstem je erreichten Niveau. Für getrennte Radstreifen und Gehwege bleibt da häufig wenig Raum. Stattdessen ist das Gehwegparken zu einer Unsitte geworden, die das Vorankommen zu Fuß oder mit dem Rollstuhl an vielen Orten sehr erschwert.

Statt die Gehbahnen (wie die Fahrbahnen) frei zu halten, müssen sich Zufußgehende auf einen Slalom zwischen Mülltonnen, Laternenpfahlen, Verteilerkästen, Schildern, frei abgestellten E-Rollern und Fahrrädern, den vielen parkenden Autos und demnächst auch noch deren Ladesäulen einstellen. Für Menschen mit Behinderung ist es dies besonders schwierig und oft gefährlich!

Dass wir alle gewinnen, wenn wir weniger häufig Autos benutzen und sie nicht am Straßenrand, sondern in dafür vorgesehenen Gebäuden (Garagen, Parkhäusern) abstellen, liegt auf der Hand. Wir alle würden von übersichtlicheren Straßenverhältnissen, besserer Luft, weniger Gefahren und Hindernissen und einer wesentlich leiseren Umgebung profitieren.

Auch in puncto Aufenthaltsqualität wären Veränderungen im Verkehrsverhalten ein Gewinn.
Stellen wir uns einmal vor, am Straßenrand würden sich Bäume, Bänke, Spiel- und Kaffeezonen abwechseln. Auch dann bliebe die Gehbahn frei und alle, die mit dem Kinderwagen, dem Rollator oder dem Blindenstock unterwegs sind, könnten sich sicher fühlen und ohne Stolperfallen ihr Ziel erreichen. Ganz verrückte Vorstellung: Was wäre, wenn wir zu zweit nebeneinander hergehen könnten, um uns zu unterhalten und gemütlich die Umgebung zu betrachten?

Als VCD wollen wir Dörfer, Gemeinden und Städte, die zum Wohl-Ergehen beitragen. Denn dies ermöglicht Teilhabe für alle. Das heißt, Plätze und Straßen werden so autofrei wie möglich, um den Zugang zu Schaufenstern, Terrassen, Bushaltestellen und Häusern zu erleichtern und den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten. Unser Appell ist ganz klar: Erobern wir uns die Straßen zurück!

Gastbeitrag der Politischen Geschäftsführerin des VCD Hessen Anja Zeller am 25.2.2023 in der Fuldaer Zeitung

 

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