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Kolumne: Brutal mobil, Moral egal?

Wie immer man Karnevals- bzw. Faschingsumzüge humoristisch beurteilen mag, ökologisch sind sie unschlagbar. So viele wohlgemute Menschen werden selten mit so wenig fossiler Energie bewegt, wenn man mal Blasmusik und Kamelle nicht als schädliche Emissionen bewertet.

Auch lockt diese lässige, gemächliche Mobilität mehr Publikum an, erzeugt mehr Begeisterung als Geländewagen, Langstreckenjets oder Kreuzfahrtschiffe. Vielflieger, Autofahrer, Radler und Fußgänger liegen sich bierselig in den Armen.

Was lernen wir draus, was wäre die Konsequenz nicht nur für die Fastenzeit?

Wir sollten Massenmobilität nicht länger als brutalen Kampf Jeder gegen Jeden auffassen, sondern als gemeinsames Leiden, nein: gemeinsames Lustempfinden. Der Nervenkrieg auf der Überholspur hat ein Ende, der allmorgendliche Stau wird gelassen hingenommen, auch weil er hinsichtlich der Geschwindigkeit dem Faschingsumzug gleicht. Nicht jedoch bezüglich dessen Kreativität, was alsbald in der nüchternen Erkenntnis mündet, doch gleich das Fahrrad zu nehmen. Zumal das Radfahren den Gemeinsinn fördert. Die anonymisierende, körperlich wie optisch schützende Blechhülle des Autos verleitet zu Rücksichtslosigkeit.

In diesem Sinne ist das zuweilen von den Kirchen empfohlene Autofasten nicht nur als Entbehrung aufzufassen. Unterstützung bietet das gerade in der Fastenzeit von der katholischen Kirche ausdrücklich geduldete Starkbier, das den Verzicht auf kalorienreiche Küche erleichtert, den Gemeinsinn fördert (s. Karneval) und uns zwingt, den Autoschlüssel liegen zu lassen. Mit 0,5 Promille darf man ja noch Fahrrad fahren.

Nach der Fastenzeit haben wir dann alle gelernt, dass friedliche, autofreie Massenmobilität vielleicht sogar ohne Starkbier funktioniert.

Herzliche Grüße
Euer Werner Geiß

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