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Gießen
Fahrgastverbände kritisieren die Kürzungen im Fahrplan der
Linie 24 und raten den Kommunen, sich dem Protest anzuschließen
Heuchelheim ganz besonders am Wochenende betroffen – Spätfahrt nach Lahnau gibt es nicht mehr
Als äußerst kritisch bezeichneten die regionalen Gliederungen von drei Fahrgastverbänden die Streichung von Fahrten auf der Linie 24 Gießen-Heuchelheim-Lahnau-Wetzlar. In Zeiten, in denen alle vom Ausbau des Nahverkehrs reden, wird eine Linie für den urbanen Raum in nicht unerheblichem Umfang „ausgehungert“, so die Vertreter des Regionalverbandes Mittelhessen des Fahrgastverbandes PRO BAHN, von Pro Bahn&Bus Mittelhessen und der Kreisverbände Gießen und Lahn-Dill des Verkehrsclubs Deutschland.
Die Linie 24 habe im Wochenendverkehr auf dem Streckenabschnitt zwischen Gießen und Kinzenbach Kürzungen erfahren, wie sie seit Einführung des Linienbusbetriebs in diesem Streckenabschnitt nicht bestanden haben. Samstagnachmittags wurde von einem 30 Minuten- auf einen 60-Minuten-Takt reduziert, gleiches gilt ganztägig an Sonn- und Feiertagen. Somit stehen in den Zeiträumen nur noch die durchgehenden Busse bis nach Wetzlar zur Verfügung, was die Fahrgastverbände als einen Skandal bezeichnen. Der Abschnitt zwischen Gießen Marktplatz, der Weststadt/Rodheimer Straße und dem Kernort Heuchelheim sei gerade an Samstagen und in Hauptlastzeiten der Werktage schon im alten Fahrplan so stark ausgelastet, dass die Busse der Linie 24 „vollgestopft“ seien. „Die 24“ erfülle auch eine wesentliche Netzfunktion im Gießener Stadtverkehr, der man nun zu nicht unwesentlichen Zeiten den Garaus mache.
Eine weitere Streichung betrifft die jeweils letzte Fahrt vor dem nächtlichen Betriebsschluss. Diese war ab Gießen Bahnhof (montags bis freitags 23:25 Uhr und samstags 0:18 Uhr) auf der kompletten Strecke von Gießen über Heuchelheim und Lahnau nach Wetzlar durchgebunden und endet seit Fahrplanwechsel in Kinzenbach. Aus Sicht der Lahnauer Bürger ein nicht hinnehmbarer Zustand. Lahnau ist eine urbane Gemeinde mit vielen Pendlern ins Rhein-Main-Gebiet sowie Nutzern der Kultur- und Freizeitangebote in der Universitätsstadt, für die nun der Bus keine Alternative mehr zum Pkw sei. Auf der Spätfahrt haben die Fahrgastverbände bei Zählungen auf dem entfallenden Streckenabschnitt zwischen Kinzenbach und Atzbach, über einen Zeitraum von gut neun Monaten zwischen 9 und 24 Fahrgäste erfasst. Der Anschluss am Bahnknoten Gießen Bahnhof aus Frankfurt und Marburg entfällt damit ebenfalls.
Die Linie 24 wird als sogenannte „eigenwirtschaftliche Linie“ von der Unternehmergemeinschaft ESE (Erletz, Schwalb, Eise) gefahren. Dies bedeutet, dass sie ohne direkte Zuschüsse der Kreise und Städte auskomme. ESE hatte im Zuge der Neuerteilung der Konzession zum 1.4.2017 die Streichung der Wochenend- und Spätfahrten gefordert. Dies wurde ihr vom Regierungspräsidium genehmigt. PRO BAHN, Pro Bahn&Bus sowie der VCD fragen sich nun, in welchem Rahmen die betroffenen Kreise und Kommunen beteiligt wurden und ob sie den Streichungen zugestimmt haben. Die Parlamente der Gebietskörperschaften wurden jedenfalls zum aktuellen Fahrplanwechsel hierzu nicht gehört. Auch bei eigenwirtschaflichen Verkehren hat die Politik die Möglichkeit, das Mindestverkehrsangebot zu definieren. Dies ist augenscheinlich nicht im notwendigen Umfang erfolgt.
Das gekürzte Fahrplanangebot sei nun für die nächsten zehn Jahre gesetzt, außer die gewählten Bürgervertreter handeln nun und bestellen zusätzliche Leistungen. Von der Linie 24 wurde als der „besten Linie in den beiden Landkreisen außerhalb der beiden Stadtbusnetze“ gesprochen. Zwei urbane Gemeinden sowie ein Wetzlarer Stadtteil müssen nun mit einer Angebotskürzung leben, wo an anderer Stelle im RMV-Gebiet gerade zu Spätzeiten Zusatzverbindungen im Schienen- und im Busverkehr zum Fahrplanwechsel im Dezember 2016 eingerichtet wurden. PRO BAHN, Pro Bahn&Bus und der VCD fordern die die vier Kommunen, insbesondere Heuchelheim und Lahnau auf, sich dem Protest gegen die Verschlechterung der Linie 24 anzuschließen und, auch angesichts der vergleichsweise positiven Zahlen, für eine Ausweitung anstelle von Angebotskürzungen einzutreten.