Hessen

VCD-News zum Thema:

 

Kolumne, Lebensstil, Lebenswerte Städte, Klimaschutz
Landesverband Hessen

Gerechtigkeit für Alle!

Im Wahlkampf stets ein beliebtes Schlagwort: Gerechtigkeit! Im Fokus steht dabei eine benachteiligte Mehrheit (der Wahlberechtigten), deren Wohlstand zu Gunsten einer kleinen Macht- und Geldelite bestenfalls stagniert. Unbestritten, die Ungleichverteilung wächst weltweit. Die Politik muss handeln. Gerechtigkeit ist aber vieldimensional.

Mitunter ist es eine für Bundestagswahlen uninteressante Minderheit mündiger Bürger, die von der Masse der Konsumenten massiv benachteiligt wird:

 

  • All jene, die auf Flugreisen verzichten, aber das Steuerprivileg der Luftfahrt von 11 Mrd. Euro jährlich zu Gunsten der Flugtouristen mitfinanzieren müssen. Die den Dreck, Lärm und Klimaeffekt aus den Flugzeugturbinen aushalten müssen, ohne selbst an den angesagten Stränden ferner Kontinente zu „relaxen“.

  • Benachteiligt sind auch die – wenigen – Bürger, die ohne eigenes Auto unterwegs sind, obwohl sie das enorme kommunale Defizit des Autoverkehrs mitfinanzieren müssen.

    Moment mal! Die Autofahrer gelten doch als Melkkühe der Nation, Defizit verursachen ja nur die Nutzer von Bus und Bahn.
    Irrtum! Mit seinem kommunalen Kostenrechnungsmodell hat Prof. Sommer von der Uni Kassel nachgewiesen, dass der Kfz-Verkehr in den Kommunen ein größeres Defizit verursacht als der so viel gescholtene ÖPNV. Rollende und parkende Autos beanspruchen nämlich den größten Anteil des durchaus kostenintensiven öffentlichen Verkehrsraumes, und dies weitgehend gratis. Einige Großstädte haben schon gerechnet, die Defizite des Autoverkehrs sind beeindruckend.

  • Benachteiligt werden unsere Kinder und Enkel, die noch nicht wählen dürfen. Denn sie werden den Klimaeffekt ausschwitzen müssen, den ihre Eltern und Großeltern mit ihren Mobilitätsgewohnheiten anheizen. Sie werden viel mehr Ressourcen in eine witterungsstabile Infrastruktur investieren müssen, und das dann ohne billige Energie aus Kohle, Öl und Gas.

  • Am übelsten trifft es nach und nach die Bewohner der Entwicklungsländer in den ohnehin heißen Weltregionen. Obwohl sie selbst das gebotene Limit von zwei Tonnen CO2 heute sehr wohl einhalten, vertreiben die Konsumgewohnheiten der Reichen aus dem Norden sie aus ihren dann vollends unbewohnbaren Ländern. Bei uns wahlberechtigt sind sie freilich heute nicht, selbst dann nicht, wenn sie eines Tages als Klimaflüchtlinge von unseren Enkelkindern aufgenommen werden sollten.


Wie steht es mit der Gerechtigkeit für Minderheiten in unserem Land, für Menschen in anderen Regionen und für Menschen in zukünftigen Legislaturperioden, die unter den Konsum- und Mobilitätsgewohnheiten heutiger deutscher Mehrheiten leiden?


Möge eine Partei, die sich auch in diesem Sinne für mehr Gerechtigkeit einsetzt, ausreichend viele Stimmen bekommen!


Kolumne von Werner Geiß, VCD-Landesvorstand

zurück