Hessen

Gießen

Bahnhofsvorplatz: Gleichzeitig über Westseite/Lahnstraße diskutieren

Die Diskussion um die Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes müsse zwingend in Verbindung mit Überlegungen zur Bahnhofswestseite an der Lahnstraße geführt werden. Dies forderte der Gießener Kreisverband des Verkehrsclub Deutschland (VCD). Die zahlreichen in der Bürgerversammlung und im politischen Raum gestellten Forderungen – wie z.B. die Verlegung von Behindertenparkplätzen und Kiss&Ride-Flächen in die unmittelbare Nähe des Bahnhofsgebäudes – führten zu unüberwindbaren Konflikten um die knappen zur Verfügung stehenden Flächen auf dem Vorplatz. Grundsätzlich sei die Planung der Stadt zu begrüßen, hier den umweltfreundlichen Bussen sowie Fußgängern den Vorrang zu geben. Der Pkw-Verkehr solle dagegen vorzugsweise über die Lahnstraße abgewickelt werden, so Patrik Jacob, Vorstandsmitglied des VCD Gießen.

Hierzu wäre es ideal, die neue Bahnsteigunterführung zur Lahnstraße zu öffnen. Nach Beendigung der Bauarbeiten wurde die zeitweise bereits für Bauzwecke bestehende Öffnung wieder verschlossen, eine kurzfristige Lösung scheiterte damals. Die Möglichkeit, diese wieder zu öffnen, besteht aber weiterhin. Von der Lahnstraße bestünden dann optimale Möglichkeiten vollkommen ebenerdig und barrierefrei direkt in die Unterführung zu gelangen. Von der Unterführung erreiche man alle Gleise sowie das Bahnhofsgebäude per Aufzug. Die Wege seien ausgesprochen kurz. Für Kurzzeitparkplätze sei zwischen Lahnstraße und Unterführung ausreichend Platz. Die Bahnhofsstraße und die anschließenden hochbelasteten Verkehrsknotenpunkte (Bahnübergang Frankfurter Straße, Selterstor und Kreuzung Westanlage/Bahnhofsstraße) könnten von Pkw-Zubringerverkehr erheblich entlastet werden. Der neue Zugang sei auch für Fahrradfahrer, beispielsweise aus Kleinlinden, Heuchelheim oder dem Neubaugebiet Schlangenzahl äußerst attraktiv. Hier könnten auch neue Radabstellplätze entstehen, die in unmittelbarer Gleisnähe jetzt und in Zukunft Mangelware seien. Gegebenenfalls bestünde auch die Möglichkeit weitere Buslinien über die Lahnstraße zu führen. Ebenfalls denkbar sei hier ein weiterer Taxistand, so dass die Flächen für Taxis auf dem Vorplatz kleiner ausfallen könnten.

Für den VCD bestünde mit dieser Einbeziehung der Bahnhofswestseite die Möglichkeit, die Nutzungskonflikte auf dem Bahnhofsvorplatz zu entschärfen. Aus dessen Sicht bestehe hier insbesondere noch bei der Schaffung von kostenfreien Fahrradabstellanlagen in Gleisnähe Nachholbedarf. Hier müssten auch Flächen der Deutschen Bahn auf Verfügbarkeit überprüft werden, so z.B. die Freiflächen zwischen Gleis 1 und 11 oder der auch künftig ungenutzte nördliche Teil des Bahnsteigs 1. Des Weiteren äußerte der VCD die Befürchtung, dass der künftige Busbahnhof zu gewissen Zeiten bereits bei Betriebsbeginn an der Kapazitätsgrenze sei und künftige Angebotsverbesserungen nicht mehr ohne Konflikte möglich seien.

Auf der Wetzlarer Straße soll gemäß von Vorgaben der Landesregierung künftig wieder Tempo 50 gelten. Bislang ist hier Tempo 30 vorgeschrieben. Angesichts der gefährlichen und unübersichtlichen Situation in diesem Bereich mit engen Gehwegen, einer Fußgängerampel und einem Zebrastreifen sei dies unverantwortlich, so Jacob.

Der hessische Verkehrsminister Posch hatte die Regierungspräsidien angewiesen, bestehende innerörtliche Tempo-30-Anordnungen zu überprüfen. Rechtlich seien Geschwindigkeitsbeschränkungen nur in Ausnahmefällen möglich, so z:B. an Unfallschwerpunkten, geringen Gehwegbreiten oder vor Schulen und Kindergärten. Die Tempo 30-Regelung in der Wetzlarer Straße sei jedoch gerade eingeführt worden, weil es zu früher in der Wetzlarer Straße zu zahlreichen schweren Unfällen kam. Aus Sicht des VCD sei damit Tempo 30 auf der Wetzlarer Straße in jedem Fall zu rechtfertigen. Hinzu kämen die teilweise sehr engen Gehwege. Das Vorgehen der Landesregierung gehe völlig an an der Interessen der Bevölkerung vorbei und sei als zynisch und bürgerfern zu bezeichnen.

Tempo 30 erhöhe die Verkehrssicherheit erheblich, führte Jacob aus. So endeten bei Tempo 50 acht von zehn Unfällen mit Fußgängern tödlich. Bei Tempo 30 sterben zwei bis drei von zehn Angefahrenen. Hinzu komme noch die steigende Lärm- und Umweltbelastung bei höheren Geschwindigkeiten, die besonders die Bewohner in der engen Wetzlarer Straße träfen, deren Fenster teilweise nur einen guten Meter vom Straßenrand entfernt seien.

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