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Verkehrsclub kritisiert neuen Fahrplan zum 12.12.2010 in der Stadt Gießen

„'Wenig Neues im Busverkehr der Stadt Gießen' sieht der Kreisverband Gießen des Verkehrsclubs Deutschlands (VCD) zum Fahrplanwechsel. Im Wesentlichen bliebe bei den Fahrtzeiten alles beim Alten, auf einigen Linien änderten sich Fahrten im Minutenbereich.“ So begann die Pressemitteilung des VCD im letzten Jahr zum Fahrplanwechsel und so könnte sie auch zum kommenden Fahrplanwechsel am 12. Dezember 2010 beginnen. Auch die aufgeführten Kritikpunkte deckten sich fast eins zu eins mit denen des letzten Jahres. Obwohl einiges im Gießener Busverkehr im Argen liege, verpassten die Stadt und die Stadtwerke damit zum wiederholten Male die Chance, sinnvolle Änderungen umzusetzen.

So werde weiterhin nicht auf das veränderte Einkaufsverhalten an Samstagen reagiert. Der 15-Minuten-Takt beginne samstags auf vielen Linien bereits um 5 Uhr morgens, ende aber schon gegen 14 Uhr. Danach führen nur noch halb so viele Busse. Ganz wie zu Zeiten des geregelten Ladenschlusses. Der Samstagnachmittag sei jedoch mittlerweile die beliebteste Einkaufszeit, die Parkhäuser seien dann am vollsten, so der VCD.

Auch sei nach wie vor bedauerlich, dass das Neubaugebiet Schlangenzahl immer noch keinen vernünftigen Busanschluss habe. Insbesondere aus dem südlichen Bereich seien die Wege zur nächsten Haltestelle zu lang und entsprächen nicht dem Nahverkehrsplan der Stadt. Die zwischenzeitlich neu eingerichtete Haltestelle „Georg-Haas-Straße“ am Kreisel Schubertstraße/Schlangzenzahl reiche bei weitem nicht aus. Die Busfahrzeiten in die Innenstadt seien zudem mit der umwegreichen Linienführung der Linien 3 bzw. 13 unattraktiv. Wie in vielen Studien bewiesen, bestünde bei Änderungen der Lebenssituation (z.B. bei Umzügen) eine besonders große Chance, auch das Verkehrsverhalten zu ändern. „Im Schlangenzahl sei zu befürchten, dass die Bewohner auf Grund der schlechten Busanbindung bereits dauerhaft auf das Auto umgestiegen sind.“ so Patrik Jacob, Vorstandsmitglied des VCD-Kreisverbandes. Diese Autos belasteten die umliegenden Straßen zusätzlich, besonders die Robert-Sommer-Straße und den Aulweg.

Großen Nachholbedarf hätten die Stadtwerke auch bei der Information der Fahrgäste. Im Fahrplanbuch des Landkreises und der Stadt Gießen werde beispielsweise in der Rubrik „Neues zum ÖPNV“ nur auf den Landkreis Gießen eingegangen, Änderungen in der Stadt würden nicht dargestellt.

Bemerkenswert sei, dass die SWG es mittlerweile geschafft hätten, die seit Jahren abends und am Sonntag bestehende Umsteigemöglichkeit fast aller SWG-Linien am Berliner Platz endlich auch in der RMV-Fahrplanauskunft darzustellen. Trotz mehrmaligem Hinweis des VCD hatte die Auskunft in der Vergangenheit z.B. Fahrtzeiten von Kleinlinden zum Eichendorffring von unattraktiven 54 Minuten (inkl. 30 Minuten Wartezeit am Berliner Platz) vorgetäuscht, obwohl die tatsächliche Fahrzeit nur 24 Minuten beträgt. Im Fahrplanbuch fehle ein entsprechender Hinweis auf die bestehenden Umsteigemöglichkeiten allerdings weiterhin.



Der VCD habe nach wie vor den Eindruck, dass die Stadtwerke Gießen den Ansprüchen an einen innovativen und fahrgastorientierten Nahverkehr nicht gerecht würden. Es werde Zeit, dass die Stadt den gesetzlichen Vorgaben des Landes Hessen sowie dem Koalitionsvertrag der Gießener Jamaika-Koalition Rechnung trage und eine längst überfällige lokale Aufgabenträgerorganisation gründe, die in vielen anderen Städten und Landkreisen ein Erfolgsmodell sei.

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