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Gießen, Logistik & Güterverkehr, Verkehrslärm, Pressemitteilung
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Weniger Schienenlärm im Kreis Gießen durch Flüsterbremsen - VCD Gießen sieht dennoch Handlungsbedarf an Main-Weser-Bahn

Seit dem Fahrplanwechsel am 13. Dezember gilt ein Verbot für laute Güterwagen in Deutschland. Seitdem dürfen Güterzüge nur noch mit sogenannten Flüsterbremsen fahren. Durch die leiseren Wagen halbiert sich der Lärm. Die Lärmsanierungen, z.B. der Bau von Lärmschutzwänden, müssen trotzdem mit erhöhtem Tempo weitergehen.

 

Gießen, 20.12.2020

Seit dem Fahrplanwechsel am 13. Dezember gilt ein Verbot für laute Güterwagen in Deutschland. Seitdem dürfen Güterzüge nur noch mit  sogenannten Flüsterbremsen fahren. Durch die leiseren Wagen halbiert sich der Lärm. Spürbar ist dies vor allem in Gießen, Lollar, Linden und Langgöns, wo auf der Main-Weser-Bahn besonders viele Güterzüge unterwegs sind. „Für viele Anwohner führt dies zu einer spürbaren Verbesserung, vor allem nachts beim Schlafen“, so Gerhard Born vom Kreisverband Gießen des Verkehrsclub Deutschland (VCD).

Die Bundesrepublik hat als erstes EU-Land laute Güterwagen verboten. Ein EU-weites Einsatzverbot folgt erst 2024 auf allen Strecken, wo mehr als 12 Güterzüge in der Nacht fahren. Durch die Umstellung der Bremssohlen werden die Oberflächen der Waggonräder nicht mehr aufgeraut, was zu einem deutlich leiseren Rollgeräusch führt. Flüsterbremsen sorgen also auch dann für weniger Lärm, wenn die Züge nicht bremsen.

Zum Bedauern des VCD Gießen verzichtet das Bundesverkehrsministerium in den ersten zwölf Monaten jedoch auf Sanktionen bei Verstößen. Bundesverkehrsminister Scheuer begründet dies damit, dass einige ausländische Bahnen ihre Wagen wegen der Pandemie nicht schnell genug umrüsten konnten. Da sich die Bahnbranche aber seit Jahren auf das Verbot eingestellt hat und ihre Wagen fast komplett umgerüstet hat, hofft der VCD, dass laute Güterwagen die Ausnahme bleiben. Schon in den letzten Monaten ist es an der Main-Weser-Bahn deutlich leiser geworden, auch wenn ein einzelner lauter Waggon oft schon zu einer deutlichen Lärmzunahme führt.

Nach den am Montag von der Bundesregierung verkündeten Plänen wird es aber noch bis 2050 dauern, bis die 6.500 Kilometer Gleise mit der größten Lärmbelastung in Deutschland durch Lärmschutzwände und Schallschutzfenster saniert sein werden. Die Bundesregierung will pro Jahr nur 125 Kilometer Schienenwege lärmsanieren. Dem VCD Gießen ist dies zu wenig, denn das ist kaum mehr als in den letzten 20 Jahren, wo im Durchschnitt 100 Kilometer pro Jahr lärmsaniert wurden.

Im Gießener Land wurde bisher nur in Langgöns eine Lärmsanierung im Jahr 2019 durchgeführt. Für Gießen, Linden und Lollar gibt es zwar schon schalltechnische Untersuchungen, jedoch noch keine fertige Planung*.

Der VCD wünscht sich deutlich mehr Tempo bei der Lärmsanierung. Über seine Mitgliedschaft in der „Allianz pro Schiene“ versucht er Einfluss zu nehmen. Im vom Bund geförderten Projekt „Forum leise Bahnen“ hat die Allianz pro Schiene konkrete Vorschläge für zusätzliche Maßnahmen präsentiert. Diese reichen von optimierten Betriebsprozessen über eine Lärmminderung an der Infrastruktur bis hin zu einem besseren Schallschutz an Baustellen. „Für mehr klimafreundlichen Schienenverkehr in Deutschland brauchen wir die Unterstützung der Bevölkerung“, ist sich Gerhard Born sicher. „Diese Unterstützung bekommt die Eisenbahn nur, wenn Politik und Bahnbranche gemeinsame alle Anstrengungen unternehmen, um die von Lärm belasteten Anwohner von Schienenstrecken weiter zu entlasten.“

*) siehe auch: https://www.laermsanierung.deutschebahn.com/karte/index.html#/

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