Wir brauchen ein dichtes, hessenweit ausgebautes Fuß- und Radwegenetz, auf dem Menschen jeden Alters komfortabel, sicher und barrierefrei unterwegs sein können.
Jeder Mensch muss gute Rad- und Fußverkehrsinfrastruktur vor der Haustür haben, die das angenehme und schnelle Erreichen aller Ziele sowie das sichere Parken ermöglicht.
Das geltende Straßenverkehrsrecht muss von den Städten und Kommunen überall umgesetzt werden. Deshalb ist das Parken auf Gehwegen, dort wo es zugelassen wurde, auf die Straße zu verlagern, wenn es das Gehen mit Hilfsmitteln wie Rollatoren oder auch mit Kinderwagen einschränkt und der Begegnungsverkehr mit anderen Fußgänger*innen nicht möglich ist.
Gegen das ordnungswidrige Parken auf Geh- und Radwegen muss von den Ordnungskräften der Kommunen und der Polizei konsequenter vorgegangen werden. Radfahren ist mit Abstand zum motorisierten Verkehr zu ermöglichen. Die geltenden Sicherheitsabstände von 1,50 Metern innerorts und 2 Metern außerhalb von Ortschaften sind, wenn nötig, durch die bauliche Trennung der Fahrbahnen von Auto- und Radverkehr durchzusetzen.
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Macht Radfahren glücklich? Offensichtlich! Denn nach dem aktuellen Glücksreport liegen die Radlernationen Dänemark und Holland mal wieder ganz weit vorn. Getoppt nur vom Sonderfall Norwegen, der mit Elektromobilität, Citymaut und irre hohen Spritpreisen sein Glück gefunden hat.
Machen Autos, Flugreisen und Kreuzfahrten auch so glücklich?
Man darf zweifeln. Denn der Mobilitätsweltmeister Deutschland, der sein enormes Sozialprodukt (BIP) angeblich der Produktion, dem Vertrieb und Konsum von Mobilität verdankt, landet beim Glück trotzdem nur auf Platz 16.
Gleichwohl glänzt die deutsche „Wirtschaft“ mit mobilen Superlativen. Die derzeit erfolgreichste Flugzeugfamilie entsteht in Hamburg, die gigantischsten Kreuzfahrtschiffe im beschaulichen Papenburg. Der Begriff Premium-Auto kennzeichnet exklusiv die Produkte deutscher Hersteller. Jeder siebte Job hängt angeblich vom Auto ab. Allein die vierte Landebahn eines Flughafens versprach 100.000 neue Jobs. Wie viele Jobs verdanken wir nach dieser Logik dann erst der ersten, zweiten und dritten Bahn? All den Landebahnen unserer so zahlreichen Flughäfen? All den Airports, Airlines, Autobahnen, Reedereien, Werften, Häfen…? Kein Zweifel: ohne die Erzeugung motorisierter Mobilität wären wir alle mittel- und arbeitslos (Wieso sind die Dänen trotzdem reicher als wir?).
Als Konsumenten leisten wir brav unseren wirtschaftlichen Beitrag mit Weltreisen per Schiff und Flugzeug. Entgegen allen Prognosen einer wenig Auto-affinen Jugend steigt der Fahrzeugbestand. Knapp 30.000 Euro geben wir inzwischen für den durchschnittlichen Neuwagen aus, der mit rund 140 PS mehr leistet als eine kleine Rangierlokomotive.
Und der fürsorgliche Staat belohnt uns dafür mit steuerfreien Flug- und Schiffstreibstoffen, vergünstigtem Diesel, der dichtesten Autobahn- und Flughafeninfrastruktur, gebührenfreiem Parken fast überall, billigsten Knöllchen. Kein Tempolimit bremst die von der Werbebranche versprochene „Freude am Fahren“. Zugunsten eines vermeintlichen Wohlstandes nehmen unsere Volksvertreter es sogar hin, dass die steigenden Emissionen des Verkehrs die beschworenen Klimaschutzziele der Ökonation Deutschland nun definitiv kippen werden.
Trotzdem verhelfen uns die „Freude am Fahren“ und der „Vorsprung durch Technik“ nicht zu dem Wohlstand und der Glückseligkeit, die der Wirtschaftskraft gemäß BIP entsprächen. Die Bewohner der glücklicheren Nationen leiden offensichtlich nicht an einer staatlich verordneten Kostenwahrheit im Verkehr. Ihr Lebensstil und ihre Zufriedenheit resultiert vielmehr aus anderen Werten als einer zum Statussymbol aufgeblähten Mobilität. Die Wirtschaftsstruktur dieser Nationen ist mitunter günstiger, weil gerade die Branchen der Mobilität, zumal Autoindustrie und Luftfahrt, eine niedrige Lohnquote (Anteil Arbeitsaufwand am Umsatz) aufweisen und damit Beschäftigung und Wohlstand mindern. Einbußen in der Auto- und Luftfahrtindustrie infolge von Kostenwahrheit könnten durch viel mehr neue und interessantere Jobs in den kreativen Branchen und nicht zuletzt durch den personalintensiven öffentlichen Verkehr kompensiert werden, wie das Beispiel Dänemark zeigt
In europäischen Nachbarländern korrespondieren Glück und Klimaschutz. Könnte eine wahrhaftige Verkehrswende auch die deutsche Glückseligkeit steigern?
Kolumne von Werner Geiß, VCD-Landesvorstand