Hessen

Hessen, Bahn & Bus, Autoverkehr, Kolumne, Verkehrspolitik, Klimaschutz, Elektromobilität, Neue Technologien
Landesverband Hessen

OPEL: »Umparken im Kopf« gilt auch für Arbeitsplätze

Es ist sicher das Gebot der Stunde, dass Arbeitnehmervertreter und Politik gemeinsam um den Erhalt der Jobs bei OPEL kämpfen. Erst recht geboten ist aber, zugleich die Infrastruktur für die Mobilität der Zukunft zu fördern. Die herkömmliche Automobilität hat ihren Zenit bald überschritten.

Nach der Werksschließung in Bochum müssen die Opel-Werker nun auch an den anderen Standorten um ihren Job fürchten. Auch wenn nach einer Übernahme durch den französischen Konkurrenten PSA zunächst die kleineren Betriebe in Eisenach und Kaiserslautern gefährdet wären, ist langfristig die gesamte europäische GM-Produktion fraglich. Überspitzt: am ganz fernen Horizont zieht die deutsche Autodämmerung auf. 

» Vor den Geländewagen und Premium-Marken erwischt es die eher banalen Vehikel wie Opel«

Es ist sicher das Gebot der Stunde, dass Arbeitnehmervertreter und Politik gemeinsam um den Erhalt der Jobs kämpfen. Erst recht geboten ist aber, zugleich die Infrastruktur für die Zukunft zu fördern. Konkret: für die Mobilität der Zukunft. Die herkömmliche Automobilität hat ihren Zenit bald überschritten. Und vor den Statussymbolen – Geländewagen und »Premium«-Marken – erwischt es die eher banalen Vehikel wie Opel. 

» Es braucht mehr Gleise, mehr Züge, mehr Personal «

Auch im Rhein-Main-Gebiet dominiert noch immer das Auto: Allein die Stadt Frankfurt wird täglich von rund 300.000 Autopendlern heimgesucht. Wenn die von Bund, Land und Regionalverband angestrebten Klimaschutzziele erreicht werden sollen, muss das Angebot öffentlicher Verkehrsmittel vervielfacht werden, um spätestens 2050 die Grundlast des Verkehrs tragen zu können. Dazu braucht es mehr Gleise, mehr Züge. Und vor allem viel mehr Personal! Egal, ob U-Bahnen irgendwann fahrerlos fahren: Ein reibungsloser, dicht getakteter, kundenfreundlicher Betrieb von Bus und Bahn ist personalintensiver als eine immer mehr automatisierte und globalisierte Autoproduktion. Ein aktuelles Beispiel: Die neuen Nachtverkehre werden nur dann ein Erfolg, wenn die Fahrgäste sich dank ansprechbarem, menschlichem Personal sicher fühlen. Das sich auch in hundert Jahren nicht wegrationalisieren lassen wird.

» Die Gewerkschaften sollten über ihren Schatten springen «

Also wie weiter? Der Opel-Werbeslogan »Umparken im Kopf« gibt die Antwort – wenn auch viel weitreichender, als sich die Marketingstrategen das hätten träumen lassen. Im Schulterschluss mit der Bundes- und Landespolitik sollten die zuständigen Gewerkschaften über ihren Schatten springen und intensiv die Umschulung der Autowerker für innovative, zukunftstaugliche Branchen wie den ÖPNV fördern. Auch wenn sie ihre Mitglieder dann an eine andere Gewerkschaft abtreten müssen. Ebenso bedarf die Umstellung auf elektrische Antriebe im Opel-Stammwerk Rüsselsheim entsprechende Fortbildung, wenn das vielversprechende Modell »Ampera-e« ein Markterfolg werden soll.

Mit Busfahrern, Zugbegleitern oder Rangierern einer flächendeckenden Güterbahn, die - am volkswirtschaftlichen Nutzen gemessen - fair bezahlt werden, bietet die Verkehrswende mehr Jobs und Wohlstand als eine Autoindustrie, die im letzten Rückzugsgefecht ihre Profite mit fingierten Abgaswerten zu erhalten sucht. 

Kolumne von Werner Geiß, VCD-Landesvorstand

zurück